Zahnarztbesuch in der dritten Welt in Antigua – Goodbye Guate
Januar 13, 2013
Gestern ging in meinem Heimatort Kottenheim schon die erste Karnevalssitzung über die Bühne und eine der hitzigen Kottenheimer Nachsitzungen würde ich sicher auch nocheinmal gerne besuche! Stattdessen verweile ich immernoch hier in Guatemala an Ort und Stelle und durfte meine ersten Erfahrungen mit einem Zahnarzt vor Ort austauschen. Tja, wie stellt man sich einen Zahnarztbesuch hier vor? Ich jedenfalls hatte keine Ahnung vorab!
Seit Neujahr hatte ich leider ein wenig Zahnschmerzen gehabt. Ein Zahn hat vor allem auf Kälte sehr sensitiv reagiert. Tja, viele Möglichkeiten hat man hier in der dritten Welt ja nicht dachte ich… am besten suche ich mir nen Zahnarzt. Und um das ganze auch untere realen nationalen Dritte-Welt-Bedingungen zu machen fragte ich einen Guatemalteser in meinem Hostel, welchen Zahnarzt er mir denn empfehlen könnte. Nach einer kleinen Diskussion auf Spanisch bekam ich dann eine Handynummer des Zahnarztes, wobei mir auch versichert wurde das er ein wenig Englisch sprechen kann. Gesagt getan und anschliessend konnte ich in der Tat mit dem neuen “Zahnarzt meines Vertrauens” einen Termin ausmachen. Am selbigen Tag um 18.30 sollte das ganze noch über die Bühne gehen.
Tja, mit welcher Erwartung geht man in eine solche Sitzung… letztendlich entpuppte sicher der Wartesaal als kleiner Eingang/Garage und nachdem ich in das Sitzungszimmer kam sah ich nur einen alten, schätzungsweise aus den 80er Jahren stammenden Behandlungsstuhl. Ok dachte ich mir… jetzt nur nicht wegrennen… Geräte sind hier nunmal ein wenig teurer. Und dann kam auch schon der junge, spritzige Herr Doktor Julio A. Paredes herein und ich war noch mehr beeindruckt. In einem Alter wo vermutlich sämtliche anderen deutsche Zahnärzte schon seit einigen Jahren in ihrem Domizil in der Karibik hocken arbeitete mein Zahnarzt noch. 75 Jahre würde ich ihm schon geben, wohl eher 80 oder knapp drüber dachte ich! Naja, was solls… expertise wird er ja dann vorweisen können ;). Nachdem ich also den Schrecken ein wenig beiseite gelegt hatte, machten wir uns ein bisschen auf Spanglisch (eine Mischung aus Sätzen aus starkem Spanisch und noch enorm stärkerem Englisch) miteinander vertraut und ich schilderte ihm mein Problem. Nachdem er sich den Zahn etwas genauer angeschaut hatte, sagte er zum Glück das der Nerv nicht beinträchtigt ist und keine Wurzelbehandlung notwendig ist und er mit einer einfachen Keramikfüllung für 50 Euro die ganze Sache beheben kann. Tja, natürlich war ich noch etwas skeptisch… aber was solls, gehe ich die Sache an dachte ich! Schlussendlich fragte er mich noch ob wir das ganze direkt machen sollen oder am Anfang der nächsten Woche. Die Idee mit der nächsten Woche fand ich persönlich sehr gut und so verschoben wir den Termin um 4 Tage getreu dem Motto “was du später kannst besorgen das verschieb doch glatt auf morgen!”. Ich bekam sogar noch eine unengeldliche zwischenzeitliche Füllung für meinen Zahn und wurde, ohne das ich einen Cent dafür oder für die Untersuchung bezahlte mit den Worten “Hasta Lurnes” nach Hause geschickt. Anbei erstmal ein Bild von meinem Zahnarzt, seiner Assistentin und dem Behandlungsstuhl in der Praxis.
Mein Zahnarzt in Antigua – Dr. Julio Augusto Paredes, 4 C Oriente No 9 – nah am Parque Central |
Als ich dann am folgenden Montag die Zahnarztpraxis besuchte war leider nur seine Assistentin vor Ort, welche mir auf Spanisch erzählte das der Doktor leider heute und morgen die Praxis wegen Krankheit nicht besuchen kann. Mein Termin wurde daraufhin um 3 Tage nach hinten verschoben. Drei Tage später an Ort und stelle war es dann soweit… Meine erste “Zahn-OP” in einem Land in dem ich eigentlich niemanden an meinen Zähnen herumwurschteln lassen wollte konnte nichtmehr verschoben werden! Und das Spiel sollte beginnen…
der Stuhl aus den 80er Jahren war damals vermutlich modern und auch die Wasserversorgung klappte entgegen meinen Erwartungen noch hervorragend. Dr. Julio nahm sich ordentlich Zeit und musste mich aufgrund der Sensivität des Zahnes leicht betäuben. Allerdings war die Betäubung nach ordentlichem Bohren dann doch nicht stark genug und es wurde noch einmal nachbetäubt. Ich muss allerdings sagen, dass der Zahnarzt mit äußerster Vorsicht herangegangen ist und ich die Betäubungsspritzen bei der Einführung ins Zahnfleisch selbst noch nichteinmal gemerkt habe (in Deutschland ergeht es mir in der Regel anders). Letztendlich hat es zwar circa eine halbe Stunde gedauert aber neben einem vielleicht kurzem leichten ziehen hat der Zahnarzt hervorragende Arbeit geleistet und trotz alt aussehender Werkzeuge, Behandlungsstühlen und einem altaussehendem Doktor kann ich den Zahnarzt zu 100 Prozent weiterempfehlen. Und nachdem ich den Zahnarzt für seine Arbeit entlohnt hatte war er auch noch voller Begeisterung dabei für ein Foto Portrait zu stehen! Vielen Dank nochmal!!! 🙂
Für mich waren das die letzten Tage in Guate und morgen geht es mit dem Bus weiter in ein neues Land – nach El Salvador und den Strand von La Libertad. Ich denke es ist Zeit für Strand :). Anbei noch ein kurzes Foto über meine bisherige Reiseroute in Lateinamerica.
Meine bisherige Reiseroute seit dem 1. Oktober in Lateinamerika |
Tja, wie es mir hier bislang gefällt ist sicherlich leicht zu erraten. Geplant waren ja vorab nur 3 Wochen in Guatemala um Spanisch zu lernen aber geworden sind es nun 3 1/2 Monate hier. Demnach hatte ich eine traumhafte Zeit und hoffe das ich in den nächsten Tagen nocheinmal ein wenig Zeit finden werde um über die Menschen und Erlebnisse in Guate zu schreiben. Ich habe viele interessante Menschen kennengelernt und bin gespannt was mich noch auf dem Weg nach Südamerika/Kolumbien noch erwartet.
Goodbye Guate! |
Bis bald
Tobi